Landwirteforum 2015

„Ein Thema, das auf den Nägeln brennt"

Landwirteforum 2015 der Volksbanken im Kreis Steinfurt über die „Hofnachfolge“ / Vier Referenten beleuchten wichtige Aspekte und geben praktische Tipps, um auftretende Konflikte rechtlich gesichert zwi-schen den Generationen zu lösen

Ibbenbüren/Kreis Steinfurt. „Heute schon an morgen denken.” Dieses Sprichwort ist den Landwirten im Kreis Steinfurt ganz offensichtlich bekannt. Wie anders ist es zu erklären, das über 250 von ihnen am Mittwochnachmittag die Einladung zum Landwirteforum 2015 der heimischen Volksbanken zum Thema „Hofnachfolge“ in der Gaststätte „Altes Gasthaus Wulf“ in Püsselbüren annahmen.

„Die Anmeldezahlen machen deutlich, dass Ihnen das Thema auf den Nägeln brennt“, hatte Bankvorstand Hubert Overesch (VR-Bank Kreis Steinfurt) in seiner Begrüßung eine Erklärung parat. „Man sollte sich frühzeitig um eine Nachfolgeregelung kümmern, nicht erst im Alter den Blick darauf richten, wer und in welcher Form den eigenen Hof einmal übernimmt und wie man selbst dann versorgt ist“, verdeutlichte Overesch. Mit einer Hofübergabe, ob inner- oder außerfamiliär, würden schließlich die Weichen für die Zukunft gestellt. Und es sei für alle Beteiligten eine Lebensentscheidung, die bestens vorbereitet sein will.

Welche Interessen sollten Altenteiler vor Augen haben? Was sollten Hofnachfolger vorab bedenken? „Rechtzeig, reibungslos, richtig“ und „sauber vorbereitet“ sollte es sein, damit die Hofnachfolge gelingt, verdeutlichte Franz-Georg Koers. Der Geschäftsführer vom WLV-Kreisverband Steinfurt und Spezialist für die Beratungsschwerpunkte Agrarrecht und Verwaltungsgerecht gab zu Beginn einen Überblick über rechtliche Rahmenbedingen (Höfeordnung, Wohnrecht, Abfindung). Im Idealfall gehe es in der Familie darüber „offen, ehrlich und transparent“ zu, so Franz-Georg Koers weiter. Rechtliche Beratung und ein notarieller Vertrag seien aber auf jeden Fall erforderlich, damit alle Beteiligten abgesichert seien. Doch das ist nicht alles. „So manchmal rollt auch eine Träne bei diesem Thema“, wusste Koers aus seiner Erfahrung zu berichten.

„Die meisten Probleme sind zu lösen“, betonte Dr. Horst Kiepe, der  seit seiner Pensionierung als Geschäftsführer der Kreisstelle Steinfurt der Landwirtschaftskammer NRW als Agrarmediator arbeitet. „Mit 65 Jahren sollte man aktiv werden“, so sein Rat. „Umschalten vom Betriebsleitermodus zum Rentnermodus.“  Damit dies konfliktfrei gelinge, müsse man „reden“. Und wenn dies nicht gelingt? Antwort Kiepe: „Dann hilft eine Mediation – wenn beide Parteien dies wünschen.“

Bei Karsten Mersch hat die Betriebsübergabe auch ohne Mediator geklappt. Der 27-jährige Junglandwirt aus Hopsten gab den Zuhörern im Saal sehr anschaulich und aus eigener Erfahrung „Impulse aus der Praxis“. Sein erklärtes Ziel: Zusammen mit seinem Vater in klarer Aufteilung der Verantwortlichkeiten den in 15. Generation bestehenden Hof zu erhalten und fortzuführen.

Dass die Landwirtschaft eine sehr kapitalintensive Branche ist und Hofnachfolger sich daher frühzeitig Gedanken um die Finanzierung ihrer Betriebsentwicklung machen sollten, verdeutlichte Christian Schulz, bei der VR-Bank Kreis Steinfurt als Bereichsleiter für den Beratungsschwerpunkt Vermögensnachfolgeplanung zuständig. Oberstes Ziel der Beratungsangebote der heimischen Volksbanken sei die „Sicherstellung der wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit“ der Hofnachfolger. Erreicht werde dies durch eine ganzheitliche und vernetzte Vorgehensweise. „Im Mittelpunkt stehen immer die familiären Aspekte.“ Hilfreich dabei: ein „Notfallordner“, in dem alle individuellen Aspekte gebündelt seien. „Sprechen Sie uns an“, forderte Christian Schulz die Landwirte auf.

In einer von Bankvorstand Albert Topphoff (Volksbank Saerbeck) geleiteten Diskussionsrunde stellten sich die vier Referenten abschließend den Fragen der Teilnehmer.  

Thema „Hofnachfolge“: Vier Referenten beleuchten beim Landwirteforum 2015 der Volksbanken im Kreis Steinfurt wichtige Aspekte und gaben praktische Tipps, um auftretende Konflikte rechtlich gesichert zwischen den Generationen zu lösen. Begrüßt wurden sie von den anwesenden Vorständen der einzelnen Volksbanken.